Max und die Liebe

Max Frisch schrieb einmal:
Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er ist.
Ich weiss, dass seine Augen braun sind. Manchmal scheinen glänzende, grüne Fische in der Iris herum zu schwimmen. Er bringt mich immer wieder zum Lachen.
Seine Fantasie tanzt mit meiner im Kreis herum und überschlägt sich, manchmal. Wir bauen Schlösser aus Sand, säen Blumen auf den Wolken, küssen uns nachts in Paris und stehlen zusammen die Welt.
Wenn auf der Bühne meines Lebens mal wieder ein chaotisches Drama gespielt wird, statt der gewünschten Romanze, flüstert er als Souffleur mir die beruhigenden Worte zu, die mich daran hindern, die anderen Protagonisten umzubringen.(Shakespeares Tragödien wurden von mir geschrieben, in meinem letzten Leben. Ganz bestimmt. )
Seine Stimme hat dieses ruhige Timbre, das den Puls brummend beruhigt oder ihn in die Höhe treibt. Je nachdem, nach welchem Gefühl einem ist.
 
Monsieur Frisch ? Ich könnte noch ganz viel über ihn schreiben. Vielleicht stimmt ihre Aussage gar nicht ? Bevor ich sie allerdings bezweifle, weil ich Sie doch als Schriftsteller sehr schätze, sollte ich weiter lesen:
 

Man liebt ihn einfach.

 Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte.Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis.
Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden; weil wir sie lieben, solang wir sie lieben.

Einverstanden .